Ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Hexenverfolgung



O Heiland, reiß die Himmel auf/
herab, herab vom Himmel lauf,
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloß und Riegel für.



1622 schreibt der Jesuit Friedrich Spee diesen Choral. Spee ist ein leidenschaftlicher Gegner der Hexenverfolgung. Als Beichtvater hatte er einer ganzen Reihe von Hexenprozessen und damit auch der Folterung von etlichen Frauen beiwohnen müssen. Diese Erfahrungen führen dazu, dass er der Erste ist, der es wagt, in Deutschland ein Buch gegen die Hexenverfolgung zu veröffentlichen.


Sein Buch, die 'Cautio Criminalis', wurde - in der ersten Auflage noch anonym - vom Drucker der lutherischen Universität Rinteln gedruckt. Ein katholischer Professor für Moraltheologie aus Paderborn lässt sein Buch beim Drucker einer lutherischen Universität drucken?? In den Jahren von 1630 bis 1633 hatte die Truppen Tilly das Wesertal erobert. Im Rahmen des kaiserlichen  Restitutionsedikts von 1629 wird die Universität Rinteln wieder zu einem Kloster. In dieser Zeit wird die 'Caution Criminalis' in Rinteln gedruckt. Die Rintelner Universität und in ihr vor allem die Juristische Fakultät war berüchtigt für ihr Engagement in der Hexenverfolgung. Vermutlich gab es nur das kleine Zeitfenster der katholischen Zeit Rintelns während des 30 jährigen Krieges, in ein Druck dieser Schrift in Rinteln möglich war.

Später (in weiteren Auflagen) ist Spee dann aber durchaus mit seinem Namen für das Buch eingestanden. In seinem Buch wendet er sich vor allem gegen die Folter als Methode der Wahrheitsfindung. Er sagt, dass er überzeugt sei, dass unter der Folter selbst die Engel im Himmel alles, was gewünscht wird, gestehen würden. Ein damals unerhörter Gedanke. Denn die Folter ein rechtsstaatliches Instrumentarium, dargelegt in der Ordnung derHalsgerichtsbarkeit von Kaiser Karl V. Sein Einwand stellt eine massive Kritik dieses Rechtssystems dar.

Um seine Menschenfreundlichkeit zu zeigen, wird von ihm die folgende Geschichte berichtet:
Auf die Frage seines Kurfürsten, warum er schon in jungen Jahren so grau geworden sei, soll er geantwortet haben: Er habe so viel unschuldig Verurteilte zum Feuer geleiten müssen und keine einzige Schuldige unter ihnen gefunden.


Eine solche Bilanz kann wohl durchaus in einem Menschen den Wunsch wecken, dass Schlösser und Riegel an den Gefängnissen der Welt gesprengt und die unschuldig Leidenden befreit werden.


Friedrich Spee verlässt Paderborn als schwer kranker Mann. Seine letzten Lebensjahre verbringt er als Seelsorger an Kranken in Trier. In der Ausübung dieses Dienstes steckt er sich mit der Pest an. Er stirbt mit 44 Jahren.